Geschichte der Kirche

Diese zur Ehre des ersten Märtyrers, des Diakons Stephanus, geweihte Kir­che stammt aus der frühchristlichen Zeit und liegt auf dem Caelius, einem der sieben Hügel Roms. Die Kirche besteht in ihrer Konzeption als Zen­tralbau mit ursprünglich drei konzentrischen Kreisen, die in Kombination mit Ausbauten in Form eines griechischen Kreuzes strukturiert wird. We­gen dieser ungewöhnlichen Formensprache und der Tatsache, dass sie auf dem Gelände einer ehemaligen Kaserne angesiedelt ist, dachte man schon im 10. Jahrhundert, dass diese Kirche ursprünglich ein Tempel des heidni­schen Faunus oder des göttlichen Kaisers Claudius gewesen sei, der dann noch in urchristlicher Zeit zur Ehre des ersten Märtyrers eingeweiht wurde, ähnlich wie die bekanntere Rotunde des Pantheon im Zentrum Roms.

Es gilt jedoch als sicher, dass Papst Simplicius (468-483) die mächtige Ba­silika – zum Teil mit Material aus an­tiken Gebäuden – errichten ließ. Von den einst prächtigen Mosaiken und Marmorverkleidungen, die das Innere des Kirchenraums erstrahlen ließen, ist kaum mehr etwas erhalten. So wurde auch der ursprüngliche dritte Säulenkranz im Mittelalter abgebro­chen. In einem Kreuzarm, als Kapelle der heiligen römischen Mär­tyrer Primus und Felizianus gestaltet, befanden sich deren Reliquien, weshalb die Kirche im Mittelalter ein wichtiges Ziel für Pilger war. In der Renaissance wurde von Bernardo Rosellino (1409-1464) der zentrale Altar der Basilika geschaffen. Pomerancio, ein Maler des 16. Jhd., schuf den Freskenzyklus im äußeren Säulenkranz. Die Fresken führen in drastischen Szenen die Qualen der ersten Märtyrer der Stadt Rom vor Augen.

Papst Nikolaus V. (1447-1455) wollte die Ewige Stadt nach dem Exil in Avignon wieder aufblühen lassen. Aus dieser Zeit stammen die Renaissance-Bauteile der Basilika, wie das Eingangsportal und der zentrale Altarraum. Er betrau­te ab 1454 den ungarischen Paulinerorden mit der Seelsorge an der Kirche und übergab ihm das neben der Kirche gelegene Kloster. Die Niederlage der Ungarn gegen die Türken bei Mohács (1529) und die Ausbreitung der Reformation brachten den Orden in Gefahr. Mit der Besetzung von Buda (1541-1686) wurde auch das Zentrum des Ordens in Budaszentlorinc ver­nichtet. 1580 wohnte im Kloster in Rom nur noch ein alter Einsiedler.

So kam ein Alumne des Collegium Germanicum, der Jesuit István Szántó, auf die Idee, an der Stelle des Klosters ein Collegium Hungaricum zu grün­den. Schon binnen kurzer Zeit musste man das 1579 gegründete Kolleg aus finanziellen Gründen mit dem Germanicum vereinigen. So entstand das Collegium Germanicum et Hungaricum (1582), um Diözesanpriester für die katholische Erneuerung auszubilden. Die Kirche ist heute Eigentum des Kollegs. Die ehemalige Titelkirche von József Kardinal Mindszenty, Erzbischof von Esztergom und Primas von Ungarn, ist seit 1985 die Titel­kirche von Friedrich Kardinal Wetter, der früher im Kolleg studierte.

Eine ausführliche Beschreibung erhalten Sie im Kirchenführer: Sanctus Stephanus in Coelio Monte – Santo Stefano Rotondo, Verlag Schnell & Steiner, Regensburg, ISBN 978-3-7954-6877-4.